Wenn Hamburg nach Ammersbek umzieht

13.10.20 –

Neubaugebiete in Lottbek, Hoisbüttel, Bünningstedt und Daheim/Heimgarten?

Was macht den Wohnwert von Ammersbek aus? Gesundes Leben in der Nähe zu Hamburg in grüner Umgebung?
Vielleicht bald nur noch die Nähe zu Hamburg, denn hier könnten in den nächsten 20 Jahren neue Baugebiete entstehen:

  • auf dem Acker am Wolkenbarg
  • auf dem „Erdbeerfeld“ an der L225
  • auf den Pferdeweiden am Bültenbarg
  • auf den Feldern nördlich vom Kunstrasenplatz des Hoisbüttler Sportvereins
  • auf den Wiesen zwischen Schübargredder und Haus am Schüberg
  • auf den Wiesen um die Bredenbek zwischen Volksdorfer Weg und L225
  • auf der Streuobstwiese des Bürgervereins
  • auf der Mühlenkoppel neben der Siedlung Krüterblöcken
  • auf dem Acker nördlich vom Eschenweg

Überlaufventil Ammersbek ?

Die aufgezählten Flächen und noch weitere schlägt ein Konzept zur grundsätzlichen städtebaulichen Entwicklung der Gemeinde Ammersbek für Neubaugebiete bis 2040 vor, um als "Entlastungsstandort" für den Hamburger Siedlungsdruck zu dienen.

Eigentlich wollte die Verwaltung nur eine Stellungnahme zum neuen Regionalplan beauftragen, denn die für drei der fünf Ammersbeker Ortsteile landesplanerisch beschränkte Wachstumsmöglichkeit - 15 % innerhalb der nächsten 15 Jahre, bezogen auf die am Stichtag 31. Dezember 2017 vorhandene Zahl der Wohneinheiten - ist ihr zu gering.

Herausgekommen ist aber vorbereitend der Entwurf eines Konzeptes, das über 70 Hektar Wiesen- und Ackerflächen im Außenbereich als "Potenzialflächen" für Bebauung vorschlägt. Sie sollen in einem "Workshop" mit den Fraktionen "gemeinsam festgelegt" werden, um dann die "grundsätzlichen Entwicklungsziele für die Gemeinde Ammersbek" darzustellen.

Hatten wir schon mal !

Ähnliches, nur für viel weniger Flächen, gab es zuletzt 2008 unter Bürgermeister Bärendorf, mit dem Ergebnis, dass sich ammersbekweit eine große Bürgerinitiative bildete, die sich gegen den geplanten Landschaftsfraß erfolgreich auflehnte. Nach Kräften unterstützt wurde der Protest damals von den Grünen und der SPD, darunter besonders von einem Gemeinde-vertreter der SPD, Horst Ansén. Umso seltsamer mutet es an, dass dieser jetzt als Bürger-meister einen Planer dieselben Flächen und noch viele mehr in einem Konzept für potenzielle Neubaugebiete vorschlagen lässt.

Das Konzept fokussiert einseitig auf mögliche Flächen für Bebauung. Eingriffe in den Naturhaushalt, Erhalt von Agrarflächen, Bodenversiegelung, Lebensqualität und Naherholung im Grünen sowie die Folgekosten durch mehr Einwohner, die mehr technische Infrastruktur, Schul- und Kindergartenplätze brauchen, spielen im Konzept keine Rolle. Es basiert auch nur auf Bevölkerungsanstieg Stormarns, beücksichtigt aber nicht, dass hauptsächlich die Altersgruppe 65+ zunimmt. Dieser Gruppe ist aber nicht mit Einfamilienhaus-Baugebieten gedient.

Ohne den Bürger ?

Auch bleibt im Konzept noch völlig offen, wie viel Einwohnerzuwachs Ammersbek anstrebt und verträgt, wie viel verkehrlich bewältigt werden kann oder welche der Flächenvorschläge sich tatsächlich für eine Bebauung eignen oder anderweitig belegt oder verplant sind. Weder wird belegt, dass mit der der landesplanerischen Obergenze eine Fortsetzung der bisherigen moderaten Wohnraumentwicklung nicht möglich ist, noch kann der Wohnungs¬bestand zum Stichtag 2017, aus dem diese Grenze errechnet wird, von der Verwaltung bislang benannt werden.

Zwar soll dieser grobschlächtige Entwurf noch auf einem Workshop mit den Fraktionen am 5.11. diskutiert werden, um eine Fassung zu finden, die der Landesplanung zur Entscheidung über die Wachstumswünsche Ammersbeks eingereicht wird. Aber eine Öffentlichkeitsbeteiligung über die Ausrichtung zukünftiger Siedlungsentwicklentwicklung ist bislang nicht vorgesehen. Dabei betrifft nicht nur der Verlust von Landschaft sondern auch der mögliche Wertverlust ihrer Altimmobilien infolge von Neubaugebieten die Ammersbeker Bürger nachhaltig.

Das Konzept mit seinen Potenzialflächen in allen Ortsteilen außer Rehagen/Schäferdresch stellt eine Abkehr von der Innenentwicklung dar, hin zum Bauen in der freien Landschaft ̶ entgegen der Richtschnur des Baugesetzbuches und den Grundsätzen des Landes-entwicklungsplanes, nach denen Innenentwicklung der Vorrang gegeben werden soll. Unter anderem wird im Konzept vorgeschlagen, die einzige überregionale Biotop¬verbund¬achse durch Bebauung zwischen Lottbek und Hoisbüttel auf einen schmalen Grünstreifen zu reduzieren und damit bis zur Funktionslosigkeit einzudampfen.

Ohne die Grünen !

In Zeiten des Klimawandels und des Artensterbens durch Verlust an Lebensräumen sollte das Thema Flächenverbrauch als ein ursächliches Problem in jeder Amtsstube und jedem Planungsbüro angekommen sein. Auch die nachfolgenden Generationen haben ein Recht auf eine Natur und Kulturlandschaft.

Seit 2010 hat Ammersbek ein "Leitbild für die Wohnungsentwicklung bis 2025". Dieses setzt zukunftsweisend auf Landschaftsschutz und Innenentwicklung. Eine Fortschreibung oder Neuaufstellung wurde nicht diskutiert und nicht beschlossen.

Die Ammersbeker Fraktion Bündnis 90/Die Grünen lehnt das Konzept zur grundsätzlichen städtebaulichen Entwicklung als Diskussionsgrundlage ab und begründet dies in einer ausführlichen Stellungnahme. Es ist in ihren Augen eine Abkehr von der sensiblen Siedlungsentwicklung der vergangenen 10 Jahre und ein Konzept zur Vernichtung von Landschaft und Lebensqualität.

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